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Experteninterview No. 4 mit Herrn Ratzek vom ADAC

Das vierte Interview in unserer Reihe mit Kindersitzexperten haben wir mit Herrn Ratzek vom ADAC geführt. Wir freuen uns sehr, dass dieser Experte vom ADAC, der die Kindersitz-Tests durchführt, unseren Fragen so ausführlich beantwortet hat, obwohl er gerade in den Vorbereitungen des Frühjahrstest 2021 steckt. Verschiedene Fakten zu Sicherheitsstandards, Crash-Test-Dummies und Kindersitz-Zubehör Test könnt ihr in unserem Blog-Artikel jetzt lesen.

 

1. Herr Ratzek, wie lange führen sie die Kindersitztests für den ADAC durch und was hat sich dabei verändert?

Ich arbeite seit 2002 beim ADAC im Bereich Fahrzeugsicherheit, seit 2004 betreue ich den ADAC Kindersitztest. In dieser Zeit ist die Rettung besser geworden und die Autos und die Kindersitze wurden sicherer. Außerdem ist die Sicherungsquote bei Erwachsenen und Kindern gestiegen, das heißt heute werden mehr Kinder vorschriftsmäßig angeschnallt als noch vor 20 Jahren. Dadurch hat sich in dieser Zeit die Zahl der im Auto getöteten Kinder unter 12 Jahren halbiert, das ist sehr erfreulich. Wie vor 20 Jahren ist es aber immer noch so, dass das Thema Kindersitz erst dann in den Fokus rückt, wenn man selbst Nachwuchs erwartet. Deshalb ist es sehr wichtig, den werdenden Eltern gute Informationen zur Kindersicherheit zur Verfügung zu stellen und dafür zu sorgen, dass die Sorgfalt der Eltern nicht nachlässt.

„Außerdem ist die Sicherungsquote bei Erwachsenen und Kindern gestiegen, das heißt heute werden mehr Kinder vorschriftsmäßig angeschnallt als noch vor 20 Jahren. „

 

2. Wie haben sich die Sicherheitsstandards von Kindersitzen im Laufe der Zeit entwickelt?

Die ECE Regelung 44 wurde in den 80er Jahren entwickelt, seit 1993 gilt in Deutschland die Kindersitzpflicht. In den Anfangsjahren hat man sich auf den Schutz beim Frontalaufprall konzentriert – weil das die mit Abstand häufigste Unfallkonstellation ist. Aufgrund der erreichten Verbesserungen nahm der prozentuale Anteil der bei Seitenkollisionen verletzten Kindern stetig zu. Im Jahr 2013 trat die erste Phase der Regelung 129 in Kraft – und mit ihr der gesetzlich vorgeschriebene Seitenaufpralltest für Kindersitze. Die meisten Hersteller berücksichtigen bei der Entwicklung der Kindersitze nicht nur die gesetzlichen Anforderungen, sondern auch die höheren Anforderungen des Verbraucherschutztests. Bei uns ist der Seitenaufpralltest bereits seit 2001 fester Bestandteil der Bewertung, ebenso wie die Handhabung der Produkte und seit 2010 auch die Schadstoffbelastung.

 

3. Wie haben sich die Crash-Test-Dummies entwickelt? Gibt es jetzt beispielsweise Sensoren im Bauchbereich?

Ein großer Schritt war der Umstieg auf eine neu entwickelte Dummygeneration, die Q-Dummys, die wir seit 2007 im Verbraucherschutztest einsetzen und die seit 2013 auch in der Zulassung nach Regelung 129 genutzt werden. Die Dummys werden fortlaufend ergänzt und im Detail weiterentwickelt. Seit 2015 wurde bei uns im Test der „10-jährige“ P10-Dummy durch den damals neu entwickelten Q10-Dummy abgelöst und unser Q3 wurde mit Drucksensoren im Bauch ausgerüstet. Seit 2020 nutzen wir am Q3 und Q6 Hip-Liner: Das sind Silikon-Einsätze, die die Fuge zwischen Oberschenkel und Hüfte verschließen und somit einen natürlicheren Gurtverlauf erlauben. Und bei Q10 Dummy das Q10 Schulter Update-Kit, das den Gurtverlauf des Diagonalgurtes verbessert.

„Nach einem Unfall kann es deshalb zu Problemen mit der Versicherung kommen – im Einzelfall erhöht das Zubehör sogar das Verletzungsrisiko fürs Kind.“

 

4. Haben sie auch Kindersitz-Zubehör getestet?

Im Alltag kann es bei der Sicherung von Kindern zu Problemen kommen: Kinder schnallen sich während der Fahrt selbst ab, schlafende Kinder kippen nach vorn oder zur Seite, die Kinder schwitzen oder frieren oder der gekaufte Kindersitz passt nicht gut ins Auto. Im Handel gibt es Zubehör, das damit beworben wird, diese Probleme zu beheben. Wir haben uns verschiedene Produkte angesehen und diese bewertet. Dieses Zubehör sollte nicht sorglos gekauft und verwendet werden, denn sowohl der Kindersitz als auch der Fahrzeuggurt haben eine Genehmigung und dürfen deshalb nicht verändert werden. Diese Genehmigung kann von Zubehörprodukten von Drittanbietern beeinträchtigt werden. Nach einem Unfall kann es deshalb zu Problemen mit der Versicherung kommen – im Einzelfall erhöht das Zubehör sogar das Verletzungsrisiko fürs Kind. Besser ist es, den Kindersitz in einem Fachgeschäft mit guter Beratung zu kaufen und ihn vor dem Kauf im eigenen Auto mit dem eigenen Kind auszuprobieren. So können viele Probleme vermieden werden. Darüber hinaus gibt es aber auch hilfreiches Zubehör, wie z. B. Winterfußsäcke, das „5Point Plus Anti Escape System“ oder Nackenkissen.


https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/kindersicherheit/kindersitz-zubehoer

 

5. Warum kann ein Kindersitz beim ADAC nur einmal getestet werden?

Unser Fokus bei der Produktauswahl liegt auf neuen Modellen, wir berücksichtigen aber auch weiterentwickelte und verbesserte Sitze.
Wir passen unser Testverfahren von Zeit zu Zeit dem Stand der Technik an, testen und bewerten dann vier bis fünf Jahre unter gleichen Bedingungen. Die letzte Anpassung haben wir im letzten Jahr vorgenommen, „gut“ und „befriedigend“ bewertete Produkte aus den Testjahren 2015 bis 2019 können wir aber immer noch empfehlen. Dadurch haben die Eltern eine sehr große Auswahl an getesteten Modellen zur Verfügung.

Vielen Dank an Herrn Ratzek für das Gespräch!

Hast du noch Fragen? Dann melde dich bei uns, wir helfen dir gerne weiter! Nimm auch gerne Kontakt mit unseren geöffneten Kindersitzläden auf, mache einen Termin aus und lass dich vom Kindersitzprofi zum Kindersitzkauf beraten.